Die Geschichte des Bazora-Schilifts


Eugen Linher hatte die Idee eine mechanische Aufstiegshilfe für Schifahrer, also einen Schilift zu bauen. Dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Sein Schwager Alfred Wiederin hatte das technische Rüstzeug um diese Gedanken technisch in die Tat umzusetzen. Und sein Zwillingsbruder Hermann Linher war der Arbeiter, also derjenige der bereit war Hand anzulegen. Dies war die ideale Voraussetzung für die Geburtsstunde des Schilift Bazora. Das einzige was fehlte waren die finanziellen Mittel. So wurde aus den vorhandenen technischen und finanziellen Möglichkeiten die Erstellung eines Schleppliftes mit 6 Bügeln in Angriff genommen. Als die Firma Doppelmayr davon erfuhr wollte diese für die Verwendung der damaligen Bügel eine Lizenzgebühr einheben. Da kein Geld vorhanden war, musste für den Schilift Bazora eine andere Form für den Aufstieg gefunden werden. Daraus entstand dann der legendäre Schlittenlift. Dieser Schlittenlift hatte die Talstation im Bereich des heutigen Wochenendhauses von Hermann Linher, und die Bergstation in Höhe des heutigen Tännele, nur weiter rechts von unten gesehen. Wenn man heute von der damaligen Talstation zum Tännele hinauf schaut, kann man diese Lifttrasse unterhalb des Alpzaunes noch genau erkennen.

 

Als Antrieb wurde eine Dieselmotor verwendet. Die Antriebsscheibe bei der Talstation war ein Rad mit 120 cm Durchmesser und war mit Leder gefüttert. So wurde das Rutschen verhindert. Der Schlitten wurde an einem gespannten Rundumseil, das auf Masten, in der Luft geführt wurde, hochgezogen. Der Schlittenlift wurde also genau so gebaut, als ob es ein Schlepplift wäre. Nur mit dem Unterschied, dass anstatt der geplanten 6 Bügel die rundum fahren, ein Schlitten für 8 Personen angehängt wurde. Dieser wurde an diesem Rundumzugseil in der Luft vorne und hinten so angehängt, dass dieser noch am Boden fuhr und gleichzeitig die gewünschte Spur gehalten hat. Dieser Schlittenlift war von 1948 bis 1953, also 5 Winter in Betrieb. Im Jahre 1952 wurde von der Behörde für den Schlittenlift sicherheitstechnische Auflagen verlangt, die einen wirtschaftlichen Betrieb nicht mehr zuließen. Sowohl Eugen und Hermann Linher, als auch Alfred Wiederin waren sich einig: „Jetzt muss ein Schlepplift gebaut und die ganze Länge des Bazorahanges genutzt werden!“ Da zwischenzeitlich auch die Lizenzgebühr für die Schiliftbügel von der Firma Doppelmayr weggefallen ist, konnten diese nunmehr auch diese eingebaut werden. So wurde der Schlepplift über den Bazorahang im Jahre 1953 gebaut und ging bereits im Winter 1953/54 in Probebetrieb. Von der Behörde wurde eine vorläufige Fahrgenehmigung, mit Auflagen, erteilt. Am 30. Dezember 1954 erhielt der Schilift Bazora die endgültige Betriebsgenehmigung. Es war zu dieser Zeit neben dem Zürserseelift, der einzige Schlepplift in dieser Länge in ganz Vorarlberg. Der Bazoralift hatte eine Länge von knapp unter 1.000 m und war mit 28 Bügel und einer Stundenleistung von 280 Personen ausgestattet. Die Stützen waren zu dieser Zeit komplett aus Holz. Vom Boden bis zur Spitze, einschließlich Joch und Bug. Anfang der 60iger Jahre erfolgte eine Sanierung, da die Holzmasten im Boden verfaulten. So wurden Betonsäulen in den Boden gesetzt und teergetränkte Masten auf gestellt. Das Joch und der Bug wurden jetzt aus Stahl gefertigt. Die Bergstation wurde ebenfalls komplett umgebaut.

 

Der große Verlust an Bügeln im Betriebsbereich der Umlaufrollen veranlasste Alfred Wiederin einen neuen Bügelfang zu entwickeln. Dieser Bügelfang war eine absolute Weltneuheit und wurde in der Internationalen Seilbahnrundschau, Ausgabe 1/1959 unter der Überschrift „Bügelfang am Schlepplift Bazora in Frastanz, Vorarlberg“ vorgestellt.

 

1964 wurden die Besitzverhältnisse neu geregelt. Alfred Wiederin wurde Alleineigentümer des Schilift Bazora. Eugen Linher erstellte paralell dazu den sogenannten 6 Tannenlift, mit dem er dann nach Nofels Fresch übersiedelte. 1986 wurde der Bazoralift an Günter Reisch verkauft und von diesem auch betrieben. Im Juni 1988 wurde die gesamte Liftanlage durch einen Brand in der Talstation zerstört und bis zum Saisonbeginn wieder aufgebaut. Da der Liftbetrieb auf Grund der Schneelage und den schlechten Möglichkeiten zur Pistenpräparierung unrentabel wurde, drohte im Jahre 1994 die Betriebseinstellung.

 

Eine Personengruppe bestehend aus Vereinsvertretern des Schiklub Frastanz, Figl Fan Frastanz und WSV Fellengatter setzte sich die Erhaltung und den Weiterbetrieb des Schilift Bazora zum Ziel. Nach zahlreichen Besprechungen untereinander, mit dem Lifteigentümer, der Gemeinde und der Alpgenossenschaft, war der Weiterbetrieb zumindest für eine Saison gesichert. Die Betreibergemeinschaft Schilift Bazora mit den Vereinen Schiklub Frastanz, Figl Fan Frastanz und WSV Fellengatter hat den Liftbetrieb übernommen. Mitglieder dieser Vereine sicherten den Liftbetrieb jeweils ab Freitag Mittag, sowie Samstag, Sonntag, Feiertage und Ferientage ganztägig. Jetzt musste nur noch eine Lösung für den ordnungsgemäßen behördlichen und abgabenrechtlichen Betrieb gefunden werden. Schnell mussten wir erkennen, dass dies nur möglich ist, wenn ein registrierter Verein die gewerberechtliche Anmeldung vornimmt. Dies geschah in Absprache mit den 3 Vereinen von den Figl Fan Frastanz. In dieser Formation wird der Bazoralift nunmehr 12 Wintersaisonen betrieben. In diesen 12 Jahren wurde beim Bazoralift unheimlich viel bewegt. Es ist derzeit eine Anlage die bei entsprechender Schneelage, von der betriebsweise und Pistenbeschaffenheit mit anderen Schigebieten sehr gut mithalten kann.

 

Was wurde in diesen 12 Jahren alles gemacht:

  • 2 neue (gebrauchte) Pistenwalzen (je eine aus dem Lechtal und Kärnten) wurden angeschafft und entsprechend adaptiert.
  • 1 Seilwinde (gebraucht) wurde angeschafft und in Eigenregie von den Betreibern auf die Pistenraupe aufgebaut.
  • 1 Garage für die Pistenraupe, wurde bei der Talstation gebaut.
  • 1 neue Hütte bei der Bergstation wurde an einer für den Betriebsabalauf günstigen Stelle neu errichtet
  • Steinaktionen am ganzen Hang wurden und werden immer noch durchgeführt
  • Dornen mähen auf dem Alpgebiet ist laufend erforderlich
  • Jährliche Heuaktion unterhalb der Alpe zur Erhaltung der Schipisten
  • Schneefangzäune wurden aufgestellt zum Schutz vor Schneeverfrachtungen in den Wald
  • Laufende Instandhaltung der Liftanlage und Erfüllung der behördlichen Auflagen

 

 

Werner Gstach als Betriebsleiter und Anton Gabriel als unermüdlicher Antreiber und Mädchen für fast alles, sind ganz sicher die Stützen des Bazoraliftes. Sie sind bereits von Kindesbeinen an, mit dem Lift verbunden. Seit Bestehen der Betreibergemeinschaft sind diese beiden, zusammen mit Hans Wagner das Um- und Auf für den Liftbetrieb. Als kaufm. Leiter steht ihnen Hubert Gstach zur Seite. Daneben sind zahlreiche freiwillige und ehrenamtliche Helfer, hauptsächlich von den 3 Vereinen der Betreibergemeinschaft im Einsatz. Allein für Arbeiten rund um den Lift (ohne den eigentlichen Liftbetrieb) werden von freiwilligen Helfern jährlich ca 400 bis 500 Stunden geleistet. All diesen Helfern, der Marktgemeinde Frastanz und jenen Firmen die den Liftbetrieb unterstützen gehört ein ganz Großes „Danke schön“ für ihren Einsatz.

 

Der Schilift Bazora heute in Zahlen:

  • Länge:                      ca 900 m
  • Höhenunterschied:   ca 350 m
  • Gehängeanzahl:       61
  • Geschwindigkeit:       2,7 m/sec
  • Förderleistung:          740 Pers./h
  • Antriebsmotor:           Ford 6 Zylinder Dieselmotor
  • Leistung:                    138 PS (101 kW) und 5,9 l
  • Seilscheibe:               Durchmesser 2,5 m
  • Förderseil:                  Durchmesser 19 mm Bruchlast 233 KN/mm²

 

erstellt am 14.8.2006/Hubert Gstach


Weltpatent für Bügelfang am Schlepplift Bazora

Während des Betriebes unseren Schleppliftes mit den Einzuggehängen - System CONSTAM - kam es immer wieder vor, dass die Bügel beim Einziehen und beim Umfahren in der Tal- wie auch in der Bergstation durch die Fliehkraft zu stark auspendelten und sich verhängten. Dabei wurde jedesmal der Bügel abgerissen.

 

Die Einfangvorrichtung lt. dem nebenstehenden Bild ist im Grunde ein Ring mit einem Durchmesser von 180 mm, der aus einem Rundeisen mit einer Stärke von 14 mm, geformt ist und mit einer Halterung aus demselben Eisen am Gehänge festgemacht wird, sodass der Ring in halber Bügelschafthöhe steht. Der Ring und die Halterung sind aus einem Stück geformt. An der Halterung oben ist ein Flacheisen mit Bohrlöchern angeschweißt, um das Ganze am Gehänge beziehungsweise an denselben Schrauben, mit denen die Einzugsvorrichtung am Gehängeschaft angeschraubt ist, zu befestigen.

 

Da aber nicht alle Gehängetypen gleich sind, richtet sich die Länge des Haltestabes vom Ring, ebenso die Größe und Stellung des Flacheisens sowie deren Bohrlöcher und deren Abstand nach den jeweiligen vorhandenen Gerätetypen.

 

Die Bügelfangeinrichtung lt. dem obigen Bild wurde im Jänner 1958 von A. Wiederin entworfen und selbst gebaut. Sie wurde im Betriebswinter 1957/58 erprobt und hatte sich bestens bewährt. Diese Einfangvorrichtung wurde allen Schleppliftbesitzern empfohlen und die technischen Daten uneigennützig zur Verfügung gestellt. Eine sehr noble Geste des damaligen Erfinders.

 

Unterschrift:  A. Wiederin

Quelle: https://www.seilbahnen.org/de/? section=downloads&cmd=266&category=266&delete_file=&downloads_search_keyword=&pos=3930   Dokument: A-04711.pdf

 


70-Jahr Feier im Jahr 2018

Das Jahr 2018 stand ganz im im Zeichen der 70-Jahr Feier für die Betreibergemeinschaft Schilift Bazora. Dabei stand der Betrieb des Schiliftes Bazora vor 25 Jahren vor dem Aus. Anfangs der 1990-er Jahre wurde überlegt, den Schibetrieb auf der Bazora einzustellen. Auf Grund der Schneelage und den Möglichkeiten der Pistenpräparierung war ein rentabler Betrieb nicht mehr möglich und so drohte im Jahr 1994 die Einstellung des Betriebes. Immer weniger Schifahrer kamen auf den Bazora-Hang und wanderten in höher gelegene Schigebiete ab. Der Schilift Bazora war zwar ein Vorzeigeprojekt und sorgte im Jahre 1959 mit einem von Alfred Wiederin entwickelten Bügelfang für eine absolute Weltneuheit.

 

So setzten sich die drei örtlichen Wintersportvereine - Schiklub Frastanz, Figl Fan Frastanz und der WSV Fellengatter für den Erhalt ein und modernisierten auch den Lift. Diese drei Vereine wurden von der Marktgemeinde Frastanz unterstützt und gründeten eine Betreibergemeinschaft. Seit dem Jahr 1994 wird der Schilift Bazora mit viel persönlichem Einsatz durch die ehrenamtlichen Helfer geführt. Im November 2018 konnte anläßlich des des Jubiläums "70 Jahr Schilift Bazora" ein großer Festakt begangen werden.

 

Dank dem Engagement dieser drei Vereine ist es bis heute mögich, den Schilift Bazora zu betreiben und so für die Frastanzer Bevölkerung einen Freizeitraum - wenn es genug Schnee hat - zu sichern. 

 

eruiert und erstellt: Reinhard Decker / 03.02.2020


So war es damals .....

In den Jahren 1948 bis 1953 konnten bis zu acht Skisportler den Bazora-Hang mit einem Schlittenlift erklimmen. Die Brüder Eugen und Hermann Linher sowie ihr Schwager Alfred Wiederin hatten diese gewagte Konstruktion ausgetüftelt, weil sie keine teuren Lizenzgebühren zahlen wollten.

 

Erst als diese fielen und die Behörden sicherheitstechnische Bedenken gegen den Schlitten angemeldet hatten, wurde ein Schlepplift gebaut.

Als der Schlepplift 1953 in Betrieb ging, staunte allerdings das ganze Land:

 

Fast tausend Meter lang, eine Transportkapazität von 280 Menschen in der Stunde. Mit diesen Zahlen konnte damals nur ein Lift im ganzen Land mithalten – nämlich der Zürserseelift am Arlberg.


Beitrag aus Wikipedia / Bazora

Über die Möglichkeiten, welche die Bazora für den damals neuen Skisport in Vorarlberg bot, wurde bereits am 22. Dezember 1906 in der „Vorarlberger Landeszeitung“ berichtet. 1926 erfolgte in Frastanz die Gründung des Schiklubs Frastanz (erster Obmann: Josef Hanusch) und am 30. Jänner 1927 wurde das erste Vereinsrennen auf der Bazora abgehalten. Der Start lag unterhalb der Alpe Bazora, das Ziel war in der Felsenau. Die etwa 8 km langen Rennstrecke bestand zu zwei Drittel aus Abfahrtsstrecke und einem Drittel Langlaufpassage. Der Skiclub gab auch im selben Jahr bereits in der Nähe des neuen Bazorahotels Ski-Kurse für Anfänger u. Fortgeschrittene. 1928 wurde die neue Skihütte des Skiclubs auf der Bazora nach viermonatiger Bauzeit feierlich eröffnet.

 

Am 13. Januar 1929 wurde vom Wintersportverein Feldkirch in der Nähe des Bazorahotels eine Sprungschanze eröffnet. Edwin Hartmann gewann das Eröffnungsspringen vor Franz Josef Tiefenthaler. Ein Jahr später wurde die erste Vorarlberger Ski-Landesmeisterschaft hier abgehalten. Am 13. Februar 1938 wurde auf der Bazora der 13. Vorarlberger Staffellauf abgehalten, ein Rennen über 4 x 9 Kilometer.

 

Von 1948 bis 1953 war ein Schlittenlift an der Bazora in Betrieb. 1952 wurden mehrere sicherheitstechnische Auflagen erteilt, wodurch der Weiterbetrieb unwirtschaftlich geworden wäre. Es wurde ein Schlepplift mit Umlaufsystem mit einer Länge von nicht ganz einem Kilometer Länge gebaut, der 1953/54 den Probebetrieb aufnahm. Es war die zu diesem Zeitpunkt, nach dem Zürserseelift, der längste Schlepplift in Vorarlberg. 1964 wurde von Eugen Linher der sogenannten Sechstannenlift errichtet, der nur bis 1972 bestand. Um 1954 wurde auch der Bau eines Sesselliftes angedacht, um den damals starken Andrang an Skifahrern zu bewältigen. In weiterer Folge auch eine 1350 Meter lange Seilbahn von Frastanz (Frastafeders) zum Bazorahotel. Beide Projekte wurden nicht verwirklicht. 

 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bazora / 03.02.2020


Bazora im Wandel - von Thomas Welte

Der Wintersport hält im Bazoragebiet Einzug

Wurde der Bereich der heutigen Bazora bis ins 20. Jahrhundert nur landwirtschaftlich genutzt, hielt spätestens in den 1920er Jahren der Wintersport in verstärktem Maß Einzug. Doch bereits in den frühen Tagen des aufkommenden »weißen Sports« erkannten die ersten Skifahrer im Lande, welche Möglichkeiten die Bazora bot. So fand sich bereits am 22. Dezember 1906 in der »Vorarlberger Landeszeitung« ein ausführlicher Bericht über die Vorzüge der Bazora. Geradezu schwärmerisch wird der Aufstieg beschrieben: "In Frastanz verlassen wir den Zug und stapfen mit geschulterten Brettern über den knirschenden Schnee geradeswegs unserem Ziele entgegen. In wenigen Minuten sind wir im Dorfe, und einige hundert Schritte südlich der Kirche beginnt schon die Steigung. Wir verfolgen den ausgetretenen Weg, der uns bis zu den in einiger Höhe gelegenen Stutzhöfen geleitet.

 

Nun wollen wir uns aber nicht mehr weiter auf die verschiedentlichen Spuren der Heuschlitten verlassen, sondern wir schnallen jetzt die Skier an und ziehen unsere Doppelfurche durch den tiefen Schnee. Hier kommt uns der Fellbesatz an den Brettern sehr zu statten, indem er uns einen nahezu geradlinigen Aufstieg ermöglicht. […] Schon ist die im Sonnengolde funkelnde Zackenkrone der drei Schwestern vor uns aufgetaucht, und während aus der Tiefe das melodische Geläute der Sonntagsglocken an unser Ohr dringt, benützen wir den weihevollen Augenblick, unser Auge nach der Richtung der fernen Klänge abwärts zu wenden; dort gewahren wir die Türme der malerisch zwischen Felsen gebetteten Stadt Feldkirch, ostwärts davon überschauen wir den dörferbesäten Walgau mit den mächtigen Bergen des Arlbergtales im Hintergrunde; im Norden dagegen öffnet sich breit das Rheintal mit dem Spiegel des Bodensees. Schon winkt uns von der Höhe das die Kuppe krönende Alpkreuz."

 

Nach dem Ersten Weltkrieg gewann der Wintersport immer mehr an Bedeutung und so kam es dann 1926 in Frastanz zur Gründung des "Schiklubs Frastanz" mit Dir. Josef Hanusch als erstem Obmann. Eine Alphütte auf der Bazora diente sowohl den Feldkircher als auch den Frastanzer Skifahrern als erste Unterkunft. Das erste Vereinsrennen auf der Bazora wurde am 30. Jänner 1927 abgehalten. Der Start lag unterhalb der Alpe Bazora, das Ziel war in der Felsenau, was einer 8 km langen Rennstrecke entsprach. Zwei Drittel davon mussten als Abfahrt, das letzte Drittel als Langlauf bewältigt werden. Laut Inserat im Frastanzer Gemeindeblatt vom 19. November 1927 hielt der Schiklub in der Nähe des neuen Bazorahotels "Ski-Kurse für Anfänger u. Fortgeschrittene" ab. Schon ein Jahr später konnte Pfarrer Hilarius Leißing die neue Skihütte auf der Bazora nach viermonatiger Bauzeit feierlich eröffnen. Jedes Mitglied war zur Leistung von 30 Arbeitsstunden verpflichtet worden. Denjenigen, die 80 und mehr Stunden leisteten, wurde sogar die Befreiung von den Hüttengebühren versprochen.

 

Fast gleichzeitig mit der Gründung des Frastanzer Schiklubs wurde an der Ortsgrenze zu Nenzing-Gurtis durch den Nenzinger Arzt Dr. Hans Kohler mit der Errichtung des Alpenhotels Bazora begonnen, das nach Schweizer Beispiel ursprünglich eine Art Lungenheilstätte hätte werden sollen. Allerdings erhielt Kohler wegen der nahe gelegenen Landeslungenheilanstalt Gaisbühel keine Bewilligung dazu. Schließlich wurde das Hotel im Juli 1926 eröffnet und erfreute sich laut »Vorarlberger Volksblatt« besonders an Sonntagen eines starken Besucherandrangs. Nur zwei Jahre später kam Dr. Kohler bei einem tragischen Verkehrsunfall zusammen mit seiner Gattin in Altenstadt ums Leben, als sein Wagen von einem Zug erfasst wurde. Danach ging es mit dem Gasthaus schnell abwärts. Zwar versuchte die ehemalige Sonnenwirtin von Thüringen, Wwe. Zerlauth, "deren Name allein die Gewähr bietet, dass die Wirtschaft erstklassig geführt wird" als neue Pächterin das Ruder herumzureißen, trotzdem musste das Hotel dann 1930 zwangsweise versteigert werden. Zum Ausrufs Preis von 72.000 Schilling, damit zum halben Schätzwert, erwarb Frl. Sophie Geissendörfer das Hotel für das Jugendheim Lübeck.

 

In der Nähe des Bazorahotels erbaute der Wintersportverein Feldkirch eine eigene Sprungschanze, die am 13. Jänner 1929 eröffnet wurde. Edwin Hartmann gewann das Eröffnungsspringen vor Franz Josef Tiefenthaler. Ein Jahr später wurde erstmals die Vorarlberger Ski-Landesmeisterschaft auf Frastanzer Boden abgehalten. Damit wurde auch die Landespresse auf das Skigebiet im Walgau aufmerksam und so finden sich in den Folgejahren immer wieder Berichte über die Bazora in der lokalen Presse. Am 11. Februar 1930 erscheint in der "Vorarlberger Landeszeitung" ein ausführlicher Artikel über die schönen Wintertage auf Bazora: "Gestern wimmelte es wieder auf der herrlichen Winterlandschaft Bazora von Skisportlern beiderlei Geschlechtes. Die Skihütte wurde gerade überflutet von Skifahrern und wies einen Massenbesuch auf. An den Hüttenwart wurden enorme Anforderungen gestellt, wobei jeder Gast seine gütliche Labung gefunden hat. Besonders erfreulich erwies sich der Aufenthalt oben im Schneefeld bei wolkenlosem Himmel und bei warmem, schönem Sonnenschein, wo sich ein buntes Treiben der Skiläufer entwickelte; eine große Anzahl, Jung und Alt, huldigte dort dem Skisport. Der Glanzpunkt des Tages für jeden einzelnen Skifahrer bildete dann wieder die Abfahrt über das Prachtgelände beim Hotel Bazora vorbei. Von auswärts anwesende Gäste brachten immer wieder die Worte des Lobes über das ideale Skigelände Bazora-Frastanz und über die wackere, gut gerüstete Skihütte zum Ausdrucke."

 

Nicht alle kamen jedoch immer heil ins Tal und so wurde gleich neben dem oben zitierten Artikel davon berichtet, dass zwei Feldkircher Schüler bei der Abfahrt von der Bazora nach Frastanz verunglückten und sich einen Knöchelbruch bzw. eine Brustverletzung zugezogen hatten. Nicht einmal einen Monat vor dem »Anschluss« fand am 13. Februar 1938 auf der Bazora der 13. Vorarlberger Staffellauf statt, ein Rennen über 4 mal 9 Kilometer, bei dem die Staffel des Schiklubs Frastanz mit Robert Tiefenthaler, Johann Devegili, Franz Jussel und Alwin Hartmann mit 3 Stunden und 22 Minuten die Tagesbestzeit erzielte. Wieder einmal wurde in der Presse das Gebiet ob seiner Schönheit gelobt: "Das Bazoragebiet ist bekannt, mit ihm Frastanz, von himmelanstrebenden Bergen umgeben. Frastanz weist einen Reichtum an Naturschönheiten auf, wie nur wenige Orte."

 

Touristischer Neubeginn nach 1945 und Skiliftbau

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Schwestern Geissendörfer die Bewirtung im Alpengasthof wieder auf, ehe das Hotel nach dem Tod der Schwestern an Frau Elisabeth Paul verkauft wurde und nun leider schon seit Jahrzehnten geschlossen ist. In unmittelbarer Nähe wurde dann am Beginn der 1970er Jahre durch Anna Walter (s’Annile) die Jausenstation "Jägerstüble" errichtet, die sich lange Jahre bei Wanderern und Einheimischen großer Beliebtheit erfreute.

 

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Bazora ein gern besuchtes Skigebiet. So hieß es am 22. März 1952 im Feldkircher Anzeiger: »Wer in den vergangenen Sonntagen einen Blick auf den beliebten Schiberg Bazora warf, mußte feststellen, daß es dort von Sportlern wimmelte. Der Schlittenlift führt so manchen Sportler aus der näheren und weiteren Umgebung zur sonnigen Höhe und auch bei den verschiedenen Rennen ist der Name Bazora und Frastanz viel genannt worden.« Zu einer der zahlreichen Ski-Großveranstaltungen zählte beispielsweise 1957 die Vorarlberger Ski-Landesmeisterschaft. Unter dem Titel »Bazora, das ideale Schisportgelände« berichtete das »Vorarlberger Volksblatt « in einer Vorschau darüber: »Die alpine Großveranstaltung am 26. und 27. Jänner 1957 auf Bazora […] wird für die Rennläufer ein erstmaliges und bleibendes Ereignis werden, sie wird aber zweifelsohne auch eine große Menge von Zuschauern anlocken. Es gibt nämlich wenige Abfahrtsstrecken im Lande, die so wie die Bazorastrecke von verschiedenen Standorten aus nach oben und nach unten weithin überblickt werden können! Jene Zuschauer, die mit oder ohne Schi sich den oberen Teil der Abfahrtsstrecke aussuchen, kommen voll auf ihre Rechnung, denn sie können den Läufer auf dem ganzen großen Steilhang und im rasanten sogenannten ›Muldenschuß‹ verfolgen. Auch der mittlere, schnelle und insbesonders wellige Teil der Piste, der den Läufern ein bedeutendes Stehvermögen abverlangt, ist sehr übersichtlich und wird den Zuschauer mitreißen. Der schneidige Zielschuß, in welchen der Läufer nach einigen Sprüngen über Bodenwellen und über einen Weg in enormem Tempo einfährt, wird aber bei den Zuschauern am ›Klusaeck‹ und am Ziel helle Begeisterung auslösen. Die Siegesanwärter werden auf diesem letzten Teilstück aus dem Fahrstil, der Rasanz und dem Vorsprung, den sie herausgefahren haben, für die Zuschauer schon erkennbar sein.« Vom Schlittenlift auf der Bazora war im weiter oben zitierten Zeitungsbericht bereits die Rede. Dieser war von 1948 bis 1953 in Betrieb. Eugen Linher war Vater des Gedankens gewesen, sein Schwager Alfred Wiederin (»Stoffel«) hatte das technische »Know-how« dazu und Bruder Hermann Linher war derjenige, der Hand anlegen konnte. Auch wenn ursprünglich ein Schlepplift geplant war, wurde ein Schlittenlift daraus, da den Besitzern die finanziellen Mittel für die Bezahlung der Lizenzgebühren für das Einzugsgehänge fehlten. Die Bergstation dieses Schlittenlifts lag auf der Höhe des »Tännele«, im Schlitten selbst hatten acht Personen Platz. Als 1952 die Behörden mehrere sicherheitstechnische Auflagen verlangten, war die Wirtschaftlichkeit dieses Liftes nicht mehr gegeben. Deshalb wurde ein Schlepplift mit Umlaufsystem gebaut, der im Winter 1953/54 seinen Probebetrieb aufnahm. Der Lift hatte eine Länge von etwas weniger als einem Kilometer und war damit neben dem Zürserseelift damals der längste Schlepplift in Vorarlberg. Nachdem die Besitzverhältnisse neu geregelt wurden, stellte Eugen Linher 1964 zusätzlich den sogenannten »Sechstannenlift « auf, der aber 1972 wieder abgebrochen wurde.

 

Quelle: Buch Natur im Schatten, Stutz-Stutzberg-Bazora, Die Wunderwelt ob Frastanz, Herausgeber und Medieninhaber: Inatura - Erlebnis Naturschau GmbH, Jahngasse 9, A-6850 Dornbirn, Druck: Bucher-Verlag, www.bucherverlag.com, ISBN: 978-3-99018-408-0